Ein eigentümlicher Gesundheitstrend hat auf Social-Media-Plattformen an Fahrt gewonnen: die Praxis des "Mundtapings" während des Schlafs. Befürworter behaupten, dass das Abdichten der Lippen mit Klebeband die Schlafqualität verbessern, Schnarchen reduzieren und sogar die sportliche Leistung steigern kann. Aber medizinische Experten warnen, dass diese scheinbar einfache Technik unbeabsichtigte Risiken birgt.
Während einige Studien darauf hindeuten, dass erzwungene Nasenatmung für bestimmte Personen Vorteile bietet – wie z. B. das Filtern von Luftpartikeln und das Befeuchten der eingeatmeten Luft – übersieht die pauschale Empfehlung des Mundtapings kritische physiologische Variationen. Personen mit chronischer Nasenverstopfung, Schlafapnoe oder Atemwegserkrankungen könnten eine gefährliche Sauerstoffunterversorgung erfahren, wenn sie die Mundatmung einschränken.
Dermatologen weisen außerdem darauf hin, dass die längere Verwendung von Klebstoffen auf empfindlicher Gesichtshaut eine Kontaktdermatitis oder allergische Reaktionen auslösen kann. Die Popularität der Praxis fällt mit der wachsenden Prüfung der Zugänglichkeit von Gesundheitsinformationen im Internet zusammen, nach jüngsten Cybersicherheitsvorfällen, die medizinische Ressourcen betrafen.
Gesundheitsdienstleister betonen, dass Atemmodifikationen niemals selbst verschrieben werden sollten. "Was in viralen Videos harmlos erscheint, könnte sich für jemanden mit nicht diagnostizierten Atemwegseinschränkungen als gefährlich erweisen", erklärt Dr. Ellen Waters, eine Lungenfachärztin. Schlafspezialisten können durch Polysomnographie geeignete Untersuchungen durchführen und personalisierte Interventionen empfehlen, die von der Positionstherapie bis zu CPAP-Geräten reichen, wenn dies erforderlich ist.
Die medizinische Gemeinschaft rät davon ab, Wellnesstrends ohne professionelle Beratung zu übernehmen, insbesondere wenn sie körperliche Einschränkungen beinhalten. Evidenzbasierte Ansätze zur Schlafverbesserung priorisieren die Behandlung von Ursachen – ob anatomisch, umweltbedingt oder verhaltensbedingt – und nicht symptomatische Schnelllösungen.